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Über die Studie
Das Forschungsprojekt „StOP? II“ hat zum Ziel, zu prüfen ob die Kommunikation bei chirurgischen Eingriffen durch die Verwendung vom StOP?-Protokoll verbessert werden kann und somit zu besseren Patientenergebnissen beiträgt. Eine erste Studie (Tschan et al., 2022) zeigte, dass das StOP?-Protokoll die Sterblichkeit, die Verweildauer und ungeplante Reoperationen wirksam reduziert (Medienmitteilung). Wir werden diese Effekte nun in einer randomisierten kontrollierten Studie überprüfen.
Effektive Kommunikation innerhalb des Operationsteams wirkt sich positiv auf die Patientenergebnisse aus
Weltweit werden jedes Jahr etwa 313 Millionen Operationen durchgeführt. Leider sterben schätzungsweise 4,2 Millionen Menschen innerhalb von 30 Tagen nach der Operation.
In der Schweiz werden bei einer Bevölkerung von 8,6 Millionen Einwohnern jährlich mehr als 1,1 Millionen chirurgische Eingriffe durchgeführt. Wir brauchen deshalb wirksame Massnahmen, um die Sterblichkeit und andere Komplikationen nach einer Operation zu verringern.
Entsprechend hat die Intervention, die in dieser Studie getestet wird, ein enormes Potenzial, das Leben der Patientinnen und Patienten nach einer Operation zu verbessern.
Die Ergebnisse von Operationen hängen nicht nur von den Patientenmerkmalen und dem Fachwissen der Chirurginnen und Chirurgen ab, sondern vor allem auch von einer guten intraoperativen Kommunikation und effizienten Teamarbeit. Im Operationssaal müssen Chirurgen, Anästhesisten, Operationspflege und die übrigen Fachkräfte eng zusammenarbeiten. Insbesondere müssen alle Mitglieder des Operationsteams während der gesamten Operation gut über die aktuelle Situation und die nächsten Schritte informiert sein. Frühere Studien haben gezeigt, dass sich eine effektive Kommunikation innerhalb des Operationsteams positiv auf die Patientenergebnisse auswirken kann. Obwohl die meisten Operationsteams vor Beginn der Operation die WHO-Checkliste verwenden, um Informationen über den Patienten auszutauschen, gibt es keine Hilfsmittel, die die Kommunikation während der Operation innerhalb des gesamten Operationsteams gewährleisten.
Das StOP?-Protokoll strukturiert und fördert die Kommunikation während einer Operation
In der aktuellen Studie wird ein Kommunikationsprotokoll – das StOP?-Protokoll –geprüft, das diese kritische Lücke füllen könnte.
Das StOP?-Protokoll ist eine kurze intraoperative Besprechung innerhalb des Teams, das im Operationssaal anwesend ist. Der verantwortliche Chirurg/die verantwortliche Chirurgin initiiert und leitet sie. Das Gespräch dauert in der Regel zwischen 30 und 90 Sekunden.
Das StOP?-Protokoll fördert den Informationsaustausch während des chirurgischen Eingriffs auf eine Weise, die
- spezifisch genug ist, um sicherzustellen, dass wichtige Informationen ausgetauscht werden;
- flexibel genug ist, um sicherzustellen, dass die ausgetauschten Informationen im Hinblick auf den Verlauf der jeweiligen Operation relevant sind;
- den Ablauf der Operation nicht unterbricht.
Während dem StOP? Protokoll werde alle im Operationssaal anwesenden Teammitglieder
- über den Fortschritt der Operation auf dem Laufenden gehalten (Status);
- über die nächsten Schritte und Ziele informiert (Objectives);
- über mögliche Probleme orientiert (Problems);
- ermutigt, ihre Beobachtungen zu äussern und Fragen zu stellen (?).
Dieses Protokoll trägt dazu bei, dass das gesamte Team über den Fortschritt des Eingriffs informiert wird. Gleichzeitig sind alle Anwesenden einbezogen und dazu aufgefordert, ein Feedback zu geben.
Das StOP?-Protokoll baut auf den Ergebnissen einer früheren Studie auf und hat das Potenzial, das Ergebnis von Operationen zu verbessern
Die potentiell positive Wirkung des StOP?-Protokolls auf die Ergebnisse der Patientinnen und Patienten wurde in einer früheren Studie beobachtet. Sterblichkeit, Reoperationen und die Aufenthaltsdauer im Spital konnten reduziert werden. Während die erste Studie mit einem Vorher-Nachher-Design durchgeführt wurde, nur vier Krankenhäuser einschloss und sich auf eine begrenzte Anzahl von Operationen konzentrierte, ist nun eine randomisierte kontrollierte Studie erforderlich um diese Beobachtungen zu bestätigen. Diese Studie soll somit die Evidenzlage verbessern und erweitern. Daher wurde eine Interventionsstudie konzipiert, die sich auf die klinischen Ergebnisse konzentriert und die Sterblichkeit als primären Endpunkt aufweist.
In dieser multizentrischen klinischen Studie werden einzelne Chirurginnen und Chirurgen aus verschiedenen chirurgischen Fachbereichen entweder in die Kontrollgruppe randomisiert oder in der Anwendung des StOP?-Protokolls geschult. Die Kontrollgruppe repräsentiert den lokalen Standard, der auch andere Massnahmen wie Checklisten oder Teamschulungen umfassen kann.
Ein Beirat begleitet dieses Projekt. Diesem gehören Patienten und politische Entscheidungsträger an.
Die Ergebnisse werden zeigen, ob die klinischen Ergebnisse verbessert werden können, wenn das Verhalten des Teams bei der Durchführung komplexer Verfahren durch ein StOP? unterstützt wird. Somit könnte die Studie den Nachweis erbringen, ob ein kurzes und kostengünstiges intraoperatives Briefing die Sterblichkeit und Morbidität sowie die von den Patientinnen und Patienten angegebenen Ergebnisse nach der Operation verringern kann.